Wohnort: Kreuzfahrtschiff. Adresse: Schiffsname, Deck, Kabinennummer. Lange Zeit wurde „The World“, das Residenzschiff, immer wieder bestaunt. Ein Luxus-Wohnstandort auf hoher See, Eigentumswohnungen in einem schwimmenden Wohnkomplex, gemanagt von einer Reederei, die Eigentümerversammlung nicht nur für das Bauwerk verantwortlich, sondern auch für die Strecken, auf denen dieses Schiff unterwegs ist. Ein geradezu „exotisches“ Konzept – das nunmehr auf dem Weg ist, immer breiter aufgestellt zu werden.
Langzeitreisen waren einst Weltreisen. Die Dauer dieser Reisen wurde immer länger, mit Zeiträumen von bis zu vier Jahren, mehrfach die Welt umkreisend. Das Konzept, das nun folgt, ersetzt das Thema „Reisen“ durch das Thema „Wohnen“. Der Aufenthalt auf dem Schiff unterliegt nicht mehr dem zeitlichen Limit einer Reise. Das Kreuzfahrtschiff wird zum Wohnstandort, auf dauerhaften Aufenthalt ausgerichtet. Residenzschiffe für wohlhabende Bevölkerungsgruppen, gerne auch als schwimmende Senioren-Residenzen bezeichnet, angelehnt an das erwartbare Alter der Bewohner.

Immer häufiger finden sich Meldungen, dass ältere Kreuzfahrtschiffe von Gesellschaften übernommen werden, die diese Schiffe zu Residenzschiffen umbauen lassen. Meist sind es Schiffe, die vor zwanzig bis dreißig Jahren als Luxusschiffe entstanden. Im Verhältnis zur Passagierzahl verfügen diese über sehr großzügig gestaltete öffentliche Bereiche im Inneren, weitläufige und offene Außendecks, häufig größere Kabinen und Suiten, die beim Umbau zum Residenzschiff zusammengelegt werden können. Der aktuelle Schub mit der Übernahme der beiden Schiffe aus der Norwegian Cruise Line Holding, der Insignia und der Seven Seas Navigator, beide aktuell noch im Luxusbereich unterwegs, ist ein neuer Markstein. Schiffe dieser Kategorie verfügen sicherlich über viele Möglichkeiten, Wohnqualität für dauerhaften Aufenthalt zu schaffen.
Neubauten waren lange Zeit für diese „residenzorientierte Kreuzfahrt“ nicht in Sicht; auch von den großen renommierten Kreuzfahrtanbietern war nichts zu diesem Konzept zu hören. Es sind noch neue kleine Anbieter, die in den Markt eintreten, die zunächst mit den älteren, zum Teil gar eher ausgedienten Schiffen starten, verständlich bei sicherlich dünner Kapitaldecke und den enormen Kosten für neuere Schiffe oder gar Neubauten. Aktuell ist nun eine Meldung aus der Meyer Werft – hier soll ein Neubau entstehen, ein Luxus-Residenzschiff als Megayacht für Ulyssia Residences.
Vorbei scheint somit die Zeit der Versuche und Experimente zu sein. Vergangenheit ist der Versuch zum Beispiel von Life at Sea Cruises mit der ehemaligen AIDAaura, der nicht von Erfolg gekrönt war. Gestartet ist mit großen Anlaufschwierigkeiten ein Langzeit-Projekt von Villa Vie Residences mit der Odyssey, dem Schiff, das zuletzt als Braemar bei Fred. Olsen Cruise Lines unterwegs war. Fast schon amüsant, wie die Odyssey zuletzt vermarktet wurde: Offeriert wurde nach der Wahl von Donald Trump eine vierjährige Kreuzfahrt als Möglichkeit, während dessen Amtszeit aus den Vereinigten Staaten zu entschwinden, die Jahre auf dem Schiff zu überbrücken. Vielleicht nicht ganz zu vernachlässigen, dieser Denkansatz, weltweit gedacht.
12.04.2025
BJ
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