Nachdenklichkeit zum Jahreswechsel

Wieder einmal ein neues Jahr, und auch der Jahreswechsel von 2021 auf 2022 lässt so gar keine wirklich gute Stimmung aufkommen. Gerne werden ja bei Neujahrswünschen Worte wie „froh“ oder „glücklich“ bemüht, aber bei diesem Jahreswechsel schleicht sich nicht nur ein wenig Unbehagen mit ein, was da so kommen mag, und salbungsvolle Worte sollten auch denen vorbehalten sein, die immer noch meinen, dass sie aus ihrem Munde angebracht wären.

Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor im Griff, und alle hoffen, dass sich das alltägliche Leben irgendwann wieder mehr auf Normalzustände hinbewegt. Aber bei all dem, was da auf den Straßen los ist, gibt es durchaus berechtigte Zweifel. Sicher, die Politik hat wenig glänzende Strategien aufgelegt und noch weniger vorbildliches Handeln gezeigt. Was Impfgegner vorbringen ist eher schräg, kaum verstehbar, aber noch irgendwie hinnehmbar; aber Fackelzüge, das erinnert fatal noch an anderes. Und Querdenken – das war einmal eine Bezeichnung für etwas Positives, um aus alten Denkmustern auszubrechen, auf neue Wege zu gehen; aber all das, was jetzt geschieht, hat mit denken kaum etwas zu tun, ist nur quer, eher verquer.

Das jetzt zu Ende gehende Jahr hat für alle viele Veränderungen mit sich gebracht – einige mögen bei all dem, was in diesem Jahr geschehen ist, mit kleinen Veränderungen im Alltags- und Berufsleben durchgekommen sein, andere hat es weit mehr oder gar tragisch getroffen. Covid hat die Welt insgesamt verändert, Naturkatastrophen haben ihr Übriges getan, und es scheint, als dass alles kaum in den Griff zu bekommen ist, weder im kleinen eher privaten oder regionalen Bereich noch im großen Geschehen. Vieles von dem, was eigentlich zukunftsorientierter Handlungsbedarf ist, wird in Formen von Kurzschlüssigkeit angegangen, so dass im Ergebnis eher Kurzschlüsse zu vermuten sind als Problemlösungen.

Zurück liegt ein Jahr mit unglaublichen Turbulenzen. Ganz direkt auch uns betreffend die Flutkatastrophe an der Ahr, dann um uns herum die Corona-Pandemie mit all den Auswirkungen auf das alltägliche Tun, ob privat oder beruflich – von den ganz großen Problemen ganz zu schweigen, seien es die politischen Ereignisse und Konflikte oder die Auswirkungen des Klimawandels, alles von Menschen verursacht, gerne als Problem der Umwelt oder Welt bezeichnet. Aber nicht die Welt hat ein Problem, wir haben ein Problem, wenn wir die Welt nicht wieder einregeln. Und so schleicht sich auch hier wieder einmal eine ganz egoistische Sichtweise ein, ob bei all den Ignoranten oder bei all den Gutmenschen und Aktivisten rundum.

Alle hat die Corona-Pandemie mehrfach getroffen, in wiederkehrenden Wellen, und zum Jahreswechsel pendelten wir wieder einmal auf einem nie geglaubten Höchststand der Infektionszahlen herum. Unser Alltag hat sich drastisch verändert. Es ist nicht nur die Bedrohung durch die Krankheit, allenthalben sichtbar an den Masken, an Einschränkungen und Regelungen bei all dem, was das Alltagsleben ausmacht, an Vorsichtsmaßnahmen, an die man sich mehr oder weniger gewöhnt hat. Es sind auch nicht nur die Debatten um all die Schutzmaßnahmen, die erforderlich sind, bis hin zu den Impfungen – noch unglaublicher ist es, wie angesichts extrem hoher Infektionszahlen und Sterberaten, auch völlig überlasteter Krankenhäuser, immer noch Corona-Leugner und Impf-Gegner aktiv sind, darunter viele, die man im privaten Bereich als durchaus überlegt und rational handelnde Menschen einschätzt.

Weit nachdenklicher macht noch, was sich nach dieser langen Corona-Zeit an Veränderungen im alltäglichen Leben dauerhaft einschleichen wird. Vorsicht und Schutz werden das Alltagsverhalten prägen. Abstand und Distanz werden vorherrschend sein, selbst innerhalb von Familien. Vorbei sind die Zeiten des Händeschüttelns oder noch engerer Begrüßungsformen. Arbeitsplätze werden zum Home Office, solche mit Kundenkontakt zur Video-Konferenz oder Telefongespräch. Persönliche Kontakte werden zu terminierten Gesprächen unter Sicherheitsbedingungen. Soziale Kontakte werden deutlich reduziert. Die Auflistung ließe sich endlos verlängern – aber es reicht bereits aus um festzustellen: Unser Lebensalltag wird ein anderer sein als vor der Pandemie, wir haben gelernt, Distanz zu halten, und verlernt, Nähe zu pflegen – was sich privat im täglichen Leben ebenso wie im gesellschaftlichen Zusammenleben auswirken wird.

All das wird sich auch im künftigen Reiseverhalten ausdrücken – und Reisen, wie wir sie einmal gemacht haben, werden wohl kaum mehr möglich sein; die Freiheiten bei egal welcher Reiseform, ob irgendein Pauschalurlaub an Land oder eine Kreuzfahrt, sind dahin. Sicherlich werden wir in Deutschland unseren Titel als „Reiseweltmeister“ nicht aufgeben – das hat sich jetzt schon während der Pandemie gezeigt, als nicht einmal Risikogebiete und Hochrisikogebiete eine Bremse darstellten. Aber es wird Veränderungen geben. Noch mehr werden die großen, fast abgeschotteten Feriengebiete und Angebote überhand nehmen, mit All-In-Versorgung, konzentriert auf Spaß, Spiel und Strand oder Schnee. Der Schwerpunkt aller Reisen wird wenig mehr mit „Land und Leuten“, also mit dem Leben in den Ländern zu tun haben, die bereist werden – außer es sind Besichtigungen und Ausflüge ähnlich einem Zoobesuch. In der Kreuzfahrt werden immer noch mehr die extrem großen Schiffe, eigentlich schwimmende Ferienparks, überhand nehmen, bei denen es gar nicht mehr so darauf ankommt, wo sie unterwegs sind – Hauptsache die Sonne scheint und der Freizeitpark auf dem Schiff bietet genügend Attraktionen. Kleinere Schiffe, mit denen auf Erkundung gegangen wird, werden immer mehr die Ausnahme sein – und die schwimmen weitgehend im Luxus-Bereich, und andere sind rar geworden.

Das neue Jahr hat begonnen. Hoffen wir einmal, dass sich die Turbulenzen in Grenzen halten werden – und dass trotz aller Nachdenklichkeit all das, was für das Leben wichtig ist, in diesem Jahr gut auf die Reihe kommt, und möglichst viel Zeit dafür zur Verfügung steht, das Leben zu genießen, tagtäglich, ob im Alltag oder auf Reisen, denn wer weiß, was bei allen Problemen, die sich rundum zeigen, die Zukunft bringen wird.

Bernhard Jans
9. Januar 2022

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In der Krise die Taschen füllen …

Corona. Die Touristik stöhnt, auch die Kreuzfahrtbranche. Aber genau hier finden sich die angeblich so notleidenden heimlichen Corona-Gewinner – und verdienen trefflich gut.

Darunter sind ganz sicher nicht die Reisebüros. Diese werden von den Kreuzfahrtveranstaltern in die Pflicht genommen – Reisen werden abgesagt, Reisebüros erhalten keine Provision, haben nur Arbeit, weil die Veranstalter alle Rückabwicklungen auf sie abwälzen. Was Anbieter nicht davon abhält, neue Reisen aufzulegen, von denen viele schnell wieder abgesagt werden. Überall ist von einer Pleitewelle bei Reisebüros zu lesen. Ihnen werden staatliche Hilfen zugesichert, viele bekommen sie auch. So richtig unterstützt werden aber die großen Veranstalter – und auch Reedereien und Werften.

Aber diese sind ja auch so richtig hilfsbedürftig – sie sind schließlich verwöhnt, und haben in den Jahren vor Corona alljährlich nicht Millionen-, sondern alljährlich Milliardengewinne eingesammelt.

Corona scheint zwar stillgelegte Schiffe und Bilanzverluste zu bringen, aber einhergehend mit einem Geldsegen, der nie zu versiegen scheint, zumindest nicht für die Beteiligten, die sich in den Konzernspitzen tummeln. Wie ist es denn sonst erklärbar, dass im allgemeinen Krisengedonner der Touristik die großen Reedereien jetzt erstaunlich hohe Gehälter der Vorstände melden. Bei Royal Caribbean wird an den Chef Richard Fain für 2020 – wohlgemerkt im Corona-Krisen-Jahr – ein Gehalt von 12 Millionen US-Dollar ausgeschüttet; und wichtig, es wird gemeldet, dass er Verzicht geleistet habe, das sei nur die Hälfte dessen, was ihm zustehen würde. Seine beiden anderen Vorstandsmitglieder haben immerhin 5,6 bzw. und 4,7 Millionen US-Dollar verdient. Carnival meldet, dass Vorstand Arnold Donald 11 Millionen US-Dollar erhalten haben – und Norwegian Cruise Lines Vorstand Frank Del Rio begnügt sich mit „nur“ 36,4 Millionen US-Dollar als Jahreseinkommen 2020.

Gut, dass es manchen so glänzend geht. Die Frage erübrigt sich, ob all diejenigen Crewmitglieder, die nach Hause wohin auch immer auf der Welt gebracht wurden, auch eine glänzende Belohnung für ein Jahr ohne Kreuzfahrten erhalten haben. Und ebenso erübrigt sich ein Nachdenken darüber, ob die Reisebüros, die 2020 nur die Stornos der Reedereien abwickeln mussten, auch irgendwann eine tolle Ausschüttung erhalten.

Schade, dass es nur denjenigen, die es wirklich nicht nötig haben, so glänzend geht. Die Taschen sind bei manchen sehr voll – und die Corona-Krise ist geeignet dafür, dass bei genau denjenigen die Taschen noch voller werden.

Bernhard Jans
26. April 2021

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„Eroberung der Welt“ – die Piraten kommen wieder …

Bis Anfang dieses Jahres war kaum mehr ein „Land in Sicht“, das noch nicht von Kreuzfahrtschiffen „eingenommen“ wurde. Städte und ganze Küstengebiete stöhnten wegen der ankommenden Kreuzfahrtschiffe und „einfallenden“ Touristen. Das Alltagsleben der Menschen in diesen Regionen veränderte sich, auch der Tourismus in den Ländern, die von Kreuzfahrten „überfallen“ wurden. Die Piraten und Eroberer kamen – nicht wie früher, mit Kanonen und Kugeln, sondern modern, mit Badeschlappen und T-Shirts. Eben moderne Piraterie?!

Ausgebremst wurde die sich abzeichnende fast schon aggressiv zu nennende touristische „Eroberung der Welt“ durch die Corona-Pandemie. Überraschend, welche Auswirkungen ein Virus zeitigen kann. Plötzlich berichteten Hafenstädte über klareres Wasser und reinere Luft, zeigten sich Boulevards und Geschäfte merkwürdig beruhigt – und die anfänglichen positiven Untertöne ergänzten sich schnell mit Befürchtungen. Waren zu viele Kreuzfahrtgäste ein Indiz für Strukturwandel und Verlust an Lebensqualität, waren es nun die fehlenden Kreuzfahrtgäste, die zu wirtschaftlichen Problemen in den Regionen führten.

Aber nun kehrt die Kreuzfahrt zurück. Unterwegs waren schon TUI Cruises und Hurtigruten, wobei sich letztere allerdings selbst über nicht konsequenten Umgang mit den Corona-Bestimmungen ausbremsten. Nun hat Italien als Flaggenstaat für MSC, AIDA und Costa ab Mitte August diesen die Freigabe erteilt, wieder Kreuzfahrten unternehmen zu dürfen – auf Grundlage von Sicherheitsregularien, von den Reedereien mit den Behörden ausgearbeitet und von diesen genehmigt.

Ist die Kreuzfahrt also wieder auf Spur gesetzt, „die Welt zu erobern“? Wohl kaum. Die Corona-Pandemie und in Folge die Welt hat die „Piraten“ ausgebremst. Waren es lange die weitgehend selbstgesetzten Regeln der Kreuzfahrtkonzerne, an denen sie sich orientierten, sind es nunmehr die Grenzen, die ihnen weltweit gesetzt werden. Nach der Corona-Pandemie wird sich kein Staat weltweit mehr eine ähnliche Problemlage leisten wollen, wie sie jetzt überall vorherrscht.

Der Expansionswut der vergangenen Jahre sind plötzlich Schranken gesetzt. Die Kreuzfahrt wird sich neu erfinden müssen, nicht unbedingt zu ihrem Nachteil – das belegen jetzt schon die Auslastungsbeschränkungen der Schiffe, die Gesundheitsüberprüfungen der Passagiere und der Crew, die Veränderungen in Restaurants und Veranstaltungräumen, die organisierten Landgänge, die Panoramafahrten, die intensivierten Hygienemaßnahmen und deren Kontrolle, die Maskenpflicht in öffentlichen Bereichen und mehr. Waren die Leitlinien für den Bau der unzähligen Schiffe, die noch in den Auftragsbüchern der Werften stehen, noch die Steigerung der Kapazität, bei kleineren Schiffen die Erreichbarkeit besonderer Ziele, zudem die Ausrichtung an Umweltkriterien, ist nun die Maßgabe, der sich alles unterzuordnen hat, die Gesundheit der Passagiere – die zugleich ausschlaggebend ist, Länder anlaufen zu dürfen.

Alle Anbieter haben umfangreiche Regelungen und Vorkehrungen getroffen, um künftig besser mit dem Thema Gesundheit an Bord, besser noch mit Vermeidung von Infektionen, speziell Corona, umgehen zu können. MSC geht dabei so weit, dass sogar Corona-Tests vorgenommen werden sollen.

Es bleibt abzuwarten, wie der „Neustart“ nun mit diesen weiteren Anbietern verlaufen wird – und ob, wie es bei einigen Anbietern heißt, bald wieder schrittweise zum Normalprogramm zurückgekehrt werden kann. Wohl eher ist anzunehmen, dass sich das Kreuzfahrtenangebot insgesamt verändern wird, wohin auch immer. Nicht mehr die touristischen Piraten bestimmen das Programm. Corona hat die Welt verändert, und daran wird auch die Kreuzfahrt nicht vorbei kommen.

Bernhard Jans
08. August 2020

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Falsch-Spieler? So kann man der Kreuzfahrt schaden …

Unglaublich – die selbst gesetzten Sicherheitsbestimmungen nicht umsetzen, die von den Behörden geforderten und mit diesen abgestimmten Regelungen nicht einhalten, und dann noch Corona-Fälle an Bord vertuschen. Was Hurtigruten da in Norwegen geleistet hat, schadet nicht nur der Kreuzfahrt-Industrie, sondern dem Tourismus insgesamt, und noch mehr all denjenigen, die gerne in absehbarer Zeit wieder auf interessante Reisen gehen möchten.

Sträflich wird hier mit all dem umgegangen, was die Corona-Pandemie erfordert, undf was all diejenigen, die sich nicht zu den Fake-News-Theoretikern, Wirklichkeits-Ignoranten und Verschwörungs-Theoretikern zählen, als Selbstverständlichkeit im verantwortungsvollen Umgang miteinander angesehen wird. Leidtragende sind jetzt als erste die Passagiere von TUI Cruises, die sich aufmachen wollten auf eine Panoramafahrt nach Norwegen, entlang der Küsten und in die Fjorde hinein, ohne Landgänge – egal, wie man eine solche Fahrt bewerten mag. Norwegen hat die Reißleine gezogen; nicht nur die Häfen sind für Landgänge geschlossen, sondern sogar die norwegischen Hoheitsgebiete sind jetzt für Kreuzfahrtschiffe gesperrt. Näher wie zwölf Meilen darf kein Kreuzfahrtschiff mehr der norwegischen Küste kommen.

Norwegen hatte gerade erst mit einer vorsichtigen Öffnung für den Tourismus begonnen. Kreuzfahrten von TUI Cruises und AIDA sollten zunächst entlang der norwegischen Küste auf Sight-Seeing gehen; beide Anbieter rechneten schon fest damit, dass bald wieder Häfen angelaufen werden können, in denen man zumindest organisierte Landausflüge anbieten kann. Alles dahin. Wie lange nun diese Sperre gilt, das wird sich zeigen. Jetzt schippern die Schiffe von TUI Cruises erst einmal alternativ über die Ostsee, mit einigen Küstenfahrten in Schweden durch die Schären vor Stockholm und in der Nähe der finnischen Werften um Turku. Die Panoramafahrt hat die Kulisse geändert.

Weit tragischer ist, dass der Neustart der Kreuzfahrt gleich durch den ersten Anbieter, die diese unternommen haben, so gründlich auf die falsche Spur geführt wurde – und nunmehr all die guten Absichten und Programme, die von den Kreuzfahrtanbietern verkündet und geplant sind, mit einer gehörigen Portion Misstrauen bei den Behörden, die für die Zulassung zuständig sind, „versüßt“ wurden.

So bleibt abzuwarten, wie lange Italien noch zögern wird, bis für die unter italienischer Flagge laufenden Schiffe von AIDA, Costa und MSC die Freigabe für die Wiederaufnahme der Reisen erhalten. Im Norden wird abzuwarten sein, wie es dort mit den Freigaben der Hoheitsgewässer und Häfen weitergeht. Und im Süden am Mittelmeer, wo Griechenland einige Häfen wieder freigegeben hat, wird es noch spannender sein, da hier auch Landgänge möglich sein werden.

Für diejenigen Kreuzfahrtanbieter, die schon unterwegs sind bzw. bald starten wollen, wird es wohl heißen, dass die Reisen weit mehr „auf See“ verlaufen werden. Der „Neustart“ wird sich beweisen am Umgang der Reedereien mit dem Thema Corona. Ganz vermeiden lassen wird sich das Thema Corona nirgendwo, auch nicht an Bord von Kreuzfahrtschiffen, wie die Meldungen über Corona-Fälle in der Crew bei so ziemlich allen Anbietern gezeigt hat. Ob man allerdings in ein paar Wochen noch von einem „Neustart“ oder von „Fahrten ins Aus“ sprechen wird, muss sich noch zeigen.

Bernhard Jans
08. August 2020

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Kreuzfahrt „ins Blaue“ – mit wenig Tiefgang ….

TUI Cruises bieten „Kreuzfahrten ins Blaue“, bezeichnet diese auch als „Blaue Reisen“. Solche „Blaue Reisen“ gab es mit kleinen Küsten-Kreuzfahrtschiffen schon lange – als Kreuzfahrten in der Ägäis und entlang der kroatischen Küste, um möglichst nahe an „Land und Leuten“ zu sein, für ungewöhnliche, naturnahe Erlebnisse, und die Routen stets ein wenig angepasst an die klimatischen Verhältnisse und auch an die Interessen der Passagiere.

„Blaue Reisen“ soll es jetzt auf Schiffen, die ausgelegt sind auf 2.500 bis 3.000 Passagiere, wegen Corona allerdings nur belegt mit etwa 60 Prozent, geben? Irgendwie kommt da in den Sinn, dass im alltäglichen Sprachgebrauch mit „blau sein“ gerne ein Zustand benannt wird, der mit übermäßigem Alkoholgenuss in Verbindung steht – und der gerne mit Kreuzfahrten, die All-In-Versorgung auch mit hochprozentigen alkoholischen Getränken bieten, in Verbindung gebracht wird.

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Kreuzfahrten ins Blaue, für eine Kurzreise, nur ein paar Tage ohne jeglichen Hafenanlauf, auf die See hinaus … Wohl dem, der da bei All-In nicht nachdenklich wird oder gar „Böses“ denkt. Längere Kreuzfahrten, entlang der norwegischen Küste – auch gut gemeint. Aber bei einem solchen Angebot scheint die Umweltdebatte der vergangenen Jahre völlig an den Verantwortlichen vorbeigegangen und von diesen verdrängt worden zu sein, gerade bei einem Anbieter, der so vehement die eigenen diesbezüglichen Leistungen betont.

Große Hochseeschiffe fahren auf diesen Reisen lange Strecken, um für einige wenige Stunden die Fjorde zu füllen, in denen sie nicht einmal anlegen werden. Diese Schiffe sind die meiste Zeit auf See. Sie können ernst genommen gar keine wirklichen Küstenstrecken durch die Schären Norwegens fahren, wie beworben wird; sie sind einfach zu groß dafür. So zeigt sich eigentlich nur ein enormer Energieeinsatz und eine Umweltbelastung für eine Marketing-Idee, um mit einer Fahrt nach Norwegen werben zu können – um für wenige Stunden ein Panoramabild in den Fjorden vorzuführen, das ebenso gut auf einer Großleinwand präsentiert wäre. Dann doch gleich mit All-In irgendwo feiernd vor der Küste dümpeln …

Abgesehen davon zeigt sich so auch eine weitere Pervertierung des Kreuzfahrt-Tourismus. Hatten schon bisher die touristischen Regionen, die von den Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden, bedingt durch deren All-In-Angebot, nur sehr begrenzt positive ökonomische Effekte, zeigt sich nun eine Form, die keinerlei Bezug hat zu dem Land, das angefahren wird – Versorgung und Unterhaltung sind komplett auf dem Schiff verankert, das angefahrene Land ist nur mehr eine Kulisse. Wie ein Bildschirm.

Schön, dass TUI Cruises das alles so treffend als „Blaue Reisen“ bezeichnet hat. Bei AIDA heißt es nur „Leinen los“. Eine eher nüchterne Formulierung, die bei näherer Betrachtung eigentlich dafür steht, dass das Geschäft wieder laufen muss …

Noch überwiegt die Sorge, dass diese mehr ökonomisch motivierten „Frühstarter“ zu Corona-bedingten „Querschlägern“ oder gar „Vollstoppern“ werden könnten. Aber mehr hat man die Hoffnung, dass nach all den Auszeiten und Wirrungen der Kreuzfahrtanbieter endlich einmal ordentlich konzeptionell nachgedacht wird. Das ungebremste, in den letzten Jahren fast ungesteuerte Wachstum konnte nicht die Zukunft sein – jetzt muss es darum gehen, die Kreuzfahrt mit ihren verschiedenen Schwerpunkten neu aufzustellen.

Bernhard Jans
30. Juli 2020

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Service-Wüste Kreuzfahrt – Regel und Ausnahme

Kaum zu glauben, bei einer Branche, die angeblich auf Service und Qualität setzt – eine Service-Wüste, wie sie vor nicht all zu langer Zeit nur von Billigst-Anbietern denkbar war. Aber die Corona-Pandemie macht es möglich. Abgeschaltete Telefon-Hotlines wie bei TUI Cruises, scheppernde Warteschleifenmusik mit Wartezeiten von über einer halben Stunde wie bei MSC, gar keine Erreichbarkeit wegen Insolvenz wie bei Transocean.

Schlimmer geht fast nimmer. Häufig haben nicht einmal mehr Agenturen eine Möglichkeit, den Anbieter, für den sie als Vermittler tätig sind, überhaupt erreichen zu können. Kundenwünsche konkret anmelden oder gar besprechen? Fehlanzeige. Exemplarisch ist einmal wieder MSC, wo der eigentlich für Agenturen zuständige Außendienst gar nicht mehr erreichbar ist, und auf Emails keiner antwortet – und fast schon tröstlich TUI Cruises, wo wenigstens in überschaubarem Zeitlauf eine Email-Antwort kommt, oder AIDA, wo einigermaßen Erreichbarkeit gegeben ist.

Überhaupt nicht begeisternd ist es auch, wie die Kreuzfahrt-Anbieter bei Reisen, die sie selbst absagen, mit den Kunden und deren Geld umgehen. Gutscheine werden gerne angeboten, auf Umbuchung wird immer wieder verwiesen, auch mit Bonus. Aber Stornos werden (wie zu erwarten) gar nicht gerne gesehen. Kunden werden fast „abgestraft“, wenn sie Rückerstattung wünschen – sie werden schon gar nicht als diejenigen, die künftig die Schiffe füllen sollen, ernst genommen.

Bei TUI Cruises wird massiv der Gutschein vorangestellt, wenigstens offen und direkt noch die Rückerstattung von Anzahlungen oder Reisepreis angeboten – aber Kunden warten dann etwa zwei Monate, bis ihr Geld wieder bei ihnen ankommt. Bei MSC wird eine Rückerstattung gar nicht direkt offeriert – nach langen Mühen ist irgendwann beantragt, dass das Geld zurückkommen soll, und es trifft mit ein wenig Glück etwa drei Monate, nachdem die abgesagte Reise stattfinden sollen hätte, bei dem ein, der eigentlich Reisen wollte und diese Reise schon bezahlt, zumindest anbezahlt hat.

Alle Kreuzfahrtanbieter sich nie zurückgehalten, Anzahlungen und Reisezahlungen schnell einzufordern und haben sich nicht gescheut, kurzfristig Erinnerungen und Mahnungen zu schicken. Jetzt haben sie alle das Geld der Kunden, seit Monaten und zum Teil über ein Jahr schon, haben keine Leistungen erbracht, und brauchen in der Regel Monate, bis sie das Geld zurück zu erstatten. Wohlgemerkt – es ist nicht das Geld der Reederei, sondern Geld der Kunden dieser Kreuzfahrtanbieter – bezahlt für eine Leistung, die sie nicht erhalten haben. Ein solcher Umgang mit dem Kunden ist völlig unverständlich.

Wie so oft gibt es rühmliche Ausnahmen, wie zu erwarten wieder einmal von den kleineren Anbietern, insbesondere Phoenixreisen aus Bonn. Auch hier mussten alle Reisen abgesagt und Kunden zufrieden gestellt werden. Gerade diese kleinen Anbieter haben nicht diese großen Finanzpolster wie die „Großen“, die über viele Jahre enorme Gewinne eingefahren haben und sich – wie sich zeigte – gut über die Finanzmärkte bedienen und absichern konnten.

Aber diesen kleinen Anbietern scheint nicht die Ausrichtung auf den Massentourismus wichtig und der konkrete Gast gleichgültig zu sein – für sie ist anscheinend weitaus mehr jeder Gast wichtig, der einmal gebucht hat, als Potential für die Zukunft. So zeigte sich zum Beispiel bei Phoenix bei Umbuchungen einfach und kulant, selbst bei Reisen, die noch nicht abgesagt waren, und bei Stornos schnell und unkompliziert – und die Zahlungen der Gäste waren sehr schnell zurückerstattet, meist innerhalb einer Woche. Und geben die „Großen“ einen Bonus, wenn man gleich die nächste Reise bucht, sagt der „Kleine“, dass es diesen Bonus für jeden gibt, der eine neue Reise bucht – schließlich sind ja alle davon betroffen, dass die Reise abgesagt werden musste.

So kann es auch gehen! Man hofft, dass die „Kleinen“ gut die Corona-Pandemie nicht nur gut überstehen, sondern mit alten und neuen Kunden gestärkt in die Zukunft gehen können.

Bernhard Jans
29. Juli 2020

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Kreuzfahrt – Zukunftsperspektiven am Abgrund

Immer mehr und gigantischere Schiffe, die einen geeignet, noch mehr Menschen aufzunehmen, die anderen, um noch weiter in entlegenste Ziele wie in die Antarktis hineinzufahren. Immer mehr Routen gehen in alle Regionen der Welt. Immer umfangreichere All-In-Versorgung an Bord, ob im Restaurant oder beim Unterhaltungsprogramm. Immer günstigere Preise. Jetzt in Corona-Zeiten immer mehr Reiseabsagen und still gelegte Schiffe, immer mehr Schiffe, die verschrottet werden, und immer längere Fristen bei der Verschiebung der unzähligen Neubauten. Superlativen allenthalben, mit denen alle Welt und insbesondere all diejenigen, die sich für Reisen interessieren, überflutet werden.

Eigentlich geht es jedoch „nur“ um Erholung und Entspannung, Entdeckungen und Erlebnisse, darum, die Welt ein wenig zu erkunden – um Lebensfreude, vor allem Freude am Reisen. Die Kreuzfahrt bietet dafür beste Voraussetzungen, würde das Reisen wieder in den Mittelpunkt gestellt, nicht der schwimmende Freizeitpark.

Ziemlich offensichtlich und fast ein wenig unheimlich hat sich die Kreuzfahrt zu etwas entwickelt, was mit ihrem ursprünglichen Gedanken, Land und Leute zu entdecken, nur wenig mehr zu tun hat. Sie ist, wenn man so möchte, als Pseudo-Befriedigung etwas verkommen zu einem freizeitparkähnlichen riesigen Spiel-und-Spaß-Ferienresort-Angebot, versehentlich schwimmend, aber nicht wirklich das Meer benötigend. Die Schiffe könnten ebensogut auf einer großen Düne in der Sahara stehen – wäre irgendwo ein künstlicher Strand nebenan. Die Urlaubsqualität für die meisten Nutzer dieser Art, Ferien zu machen, würde sich kaum ändern – Städte und Regionen, die ein Schiff anläuft, insgesamt die Umwelt würden eher gewinnen.

Was Kreuzfahrten einmal so faszinierend machte, ist, dass sie einfach alle Möglichkeiten des Reisens in einem Produkt umfassen – den Hotelaufenthalt, gute Restaurants, Unterhaltungsprogramm, Wellnessangebote, vor allem die vielen unterschiedlichen Ziele, die auf einer Rundreise entdeckt werden können. Würde mittels Kreuzfahrt nicht auf Erkundung gegangen im Stile eines Kolonialisten, sondern eher im Stile eines Gastes, dann könnte man fast überschwenglich über Themen wie Verständigung oder „eine Welt“ nachdenken.

Das an sich faszinierende Angebot Kreuzfahrt hat sich mit den gigantischen Schiffen sehr eindimensional entwickelt, ist zum Freizeitpark geworden, sich als anspruchsvolleres touristisches Produkt weitgehend verabschiedet – und wurde nicht unwesentlich zu einem „Ballermann-Produkt“. Wohl dem, der die Hochglanz-Beschreibungen noch richtig interpretieren und das richtige passende Angebot für die eigene Reise herausfiltern kann.

Vielleicht ist ja die Corona-Pandemie ein wenig Ansatz dafür, den Tourismus insgesamt, insbesondere den Kreuzfahrttourismus neu zu denken. Sicherlich wird es den Masssentourismus weiterhin geben, auch mit den großen Kreuzfahrtschiffen, von denen immer mehr unterwegs sein werden. Werden diese aber nicht mehr verstanden als Kreuzfahrtschiff, sondern überdimensionales Ferienresort mit gutem Unterhaltungsprogramm, das irgendwo vor einer Küste steht und mit Gästen „bestückt“ werden muss, wird sich die Tourismus-, Kreuzfahrt- und Umweltdebatte plötzlich völlig anders darstellen. Für diejenigen, die tatsächlich „in die Welt hinaus“ und diese erkunden wollen, reicht ein mehr für Erkundungen mittels Schiff taugliches schmales Angebot.

Kreuzfahrt neu gedacht – dann wird sie zu einem ein geradezu exemplarischen Vorreiter für vielfältige positive Ausprägungen des Tourismus. Für die Zukunft des Reisens.

Bernhard Jans
21. Juli 2020

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Kreuzfahrt-Insolvenz – Schrott und Verschiebungen

Einen der „großen“ Anbieter hatte es ja schon getroffen, die Insolenz – die zu Royal Caribbean gehörende spanische Marke Pullmantur, deren drei Schiffe bereits zur Verschrottung in die Türkei unterwegs sind. „Nur“ Schiffe abgeben wird Costa – auch da steht das erste Schiff schon zur Verschrottung an, zwei sollen angeblich nach China gehen, und ein weiteres wurde vor wenigen Tagen an einen englischen Anbieter, South Quay Travel & Leisure Limited (SQTL), unterwegs als Cruise & Maritime Voyages, verkauft.

Just diesen Anbieter hat die Corona-Pandemie nun erwischt – er meldet Insolvenz an. Bedauerlich für den Anbieter und den englischen Markt, aber auch für das Kreuzfahrtenangebot in Deutschland, gehört doch „Transocean“, einer der wenigen noch am Markt befindlichen kleinen Anbieter, zu CMV. Also auch Insolvenz für Transocean.

Viele werden anmerken, dass damit endlich wieder einige Schiffe mehr von den Weltmeeren verschwinden könnten, dazu noch die älteren, nicht sonderlich umweltfreundlichen Modelle. Sie mögen recht haben, verkennen jedoch, dass damit der Tourismus, speziell die Kreuzfahrten, noch weiter von dem wegkommen, was einst einmal konstitutives Merkmal des Reisens war – Land und Leute entdecken.

Gerade die kleinen Anbieter sorgen mit ihren Schiffen für ungewöhnliche, spannende Reisen. Sie „liefern“ an den Zielen nicht Menschenmengen an, sondern wenige Besucher, und beeinflussen so örtliche oder regionale Lebensbedingungen weit weniger als die großen Schiffe oder auch riesige Hotelanlagen an Land. Sie ermöglichen mehr ursprüngliche Erlebnisse – und überfrachten nicht jegliches Ziel mit dem „Schrecken“ des Massentourismus. Abgesehen davon – gut dass es diesen gibt, sonst könnten „kleine“ Anbieter und „kleine“ Ziele nicht überleben …

Kleine Anbieter entzerren den Markt, bieten mehr das Besondere. Bedauerlich, wenn in einer Situation wie der Corona-Pandemie die großen Anbieter mit ihrer Marktmacht weit mehr Überlebens-Strategien entfalten, sich neu organisieren und vielleicht gar stärken und neu aufstellen können – und die kleinen Anbieter verschwinden. Das Kreuzfahrtenangebot wird sich weiter in Richtung Masse verschieben und verarmen. Auch das ist Schrott.

Bernhard Jans
21. Juli 2020

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Wegen Überfüllung geschlossen

Damit haben die Hotels derzeit kein Problem, auch nicht die Restaurants, und noch weniger werden es die Kreuzfahrten sein, die über zu viele Buchungen klagen. Überfüllung ist mehr ein Problem überall dort, wo sich Lebensalltag und touristische Attraktivität treffen – all die Lebensbereiche und Regionen, die sich für den mehr oder weniger kleinen Ausflug eignen.

Eingebremst wurde durch die Corona-Pandemie nicht nur die Urlaubsreise, sondern auch die Kurzreise zwischendurch, irgendwohin ins Ausland. Nahezu jegliche touristische Aktivität ist jetzt auf inländische Ziele beschränkt – greift also in den Lebensalltag vieler Menschen ein. Das Ergebnis: An Wochenenden tummeln sich geradezu Menschenmassen auf Wander- und auf Radwegen.

Innenstädte zeigen sich überfüllt wie selten, vor allem romantischere Städtchen; ist Markt, drängeln sich die Besucher zwischen den Ständen. Gesichtsmasken? Selten. Am Wochenende gibt es Staus, inzwischen auch auf den Landstraßen in die Ferienregionen Deutschlands. Die Szenerie ist belebt wie seit langem nicht mehr, vor allem auch im Einzugsfeld der Ballungsregionen und Großstädte.

Entzerrung wäre angesagt. Aber eingeschliffene Verhaltensweisen lassen sich kaum ändern. Warum muss es auf Reisen immer das angeblich attraktivste Ziel oder die Vorzeigestadt sein – häufig sind kleine Orte rundherum weit interessanter und idyllischer. Warum erwartet einjeder den durchgeplanten Wanderweg, mit Beschilderung und genauer Angabe von Etappenzielen – der Wirtschaftsweg quer durch einen Wald oder ein Trampelpfad kann weit interessanter sein. Warum an einem Samstag der übliche Einkauf beim Discounter – ein Ausflug mit einigen Stops bei Bauernhofläden bringt dieselbe Warenvielfalt in besserer Qualität und dazu einige Erlebnisse. Und wer schätzt nicht einen Gasthof auf dem Land, abseits der großen touristischen Wege? Warum muss es der bestimmte See mit dem „großen Namen“ sein – warum nicht einer der anderen, ebenso schönen rundum? Und so weiter ..

Solche Fragen sind zugleich auch Antworten, die auf eines verweisen: Es gilt, vermeintlich fest gelegte Denk- und Verhaltensweisen zu verlassen, und so auch die Lebensqualität zu verbessern. Nicht das ansteuern, was alle tun – sondern dorthin steuern, wo es etwas zu entdecken gibt. Nicht nur wegen Corona – sondern vielleicht auch einmal ganz eigennützig, um das zu tun, was gerne nach jedem Urlaub und jedem Ausflug gemacht wird: Nicht darüber zu berichten, was jeder schon weiß, sondern mit dem glänzen können, was so neu ist, dass man davon begeistert erzählen kann. Auch dann, wenn es „nur“ die „kleine“ Entdeckung von gleich nebenan ist.

Bernhard Jans
21. Juli 2020

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Kreuzfahrt ins Risiko

Weltweit keinerlei Anzeichen zur Abschwächung der Corona-Pandemie, und doch haben die ersten Reedereien ihren „Neu-Start“ angekündigt – motiviert aus ihrer wirtschaftlichen Situation heraus, und für den Verkauf garniert mit vielen Absichtserklärungen, wie der Virus vom Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff fern gehalten werden soll.

Ein Blick auf die 10-Punkte-Programme, mit denen Sicherheit suggeriert wird, zeigt für jeden offensichtlich, wie hilflos und vordergründig diese Versuche sind, das Problem in Griff zu bekommen. Trotz Temperaturmessung lässt sich wohl kaum vermeiden, dass nicht irgendein Passagier die Infektion mit an Bord bringt.

Weder durch formale Abstandsregeln, neue Sitzordnungen, Service am Buffet oder Reduzierung von Personen in Bars, Restaurants oder im Wellnessbereich lässt sich vermeiden, dass sich Treffpunkte bilden, an denen sich mehrere Menschen aufhalten werden. Räumliche Nähe ist auf einem Kreuzfahrtschiff unvermeidlich selbst für diejenigen, die sich primär nur in ihrer Kabine aufhalten wollen.

Ein solcher „Neu-Start“ inmitten einer Pandemie, in der zwar die Infektionszahlen im nationalen Bereich abklingen, die Neuinfektionen aber immer signalisieren, dass es dort Probleme gibt, wo sich mehrere Menschen auf begrenztem Raum aufhalten, ist ein Start ins Risiko – ein Risiko für den Passagier ebenso wie für den Anbieter. Der Passagier kann eine Corona-Infektion mitbringen; der Anbieter kann mit einer Corona-Infektion an Bord konfrontiert sein. Für beide, Passagier wie Anbieter, kann dies das „Aus“ bedeuten.

Bernhard Jans
21. Juli 2020

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