In der Krise die Taschen füllen …

Corona. Die Touristik stöhnt, auch die Kreuzfahrtbranche. Aber genau hier finden sich die angeblich so notleidenden heimlichen Corona-Gewinner – und verdienen trefflich gut.

Darunter sind ganz sicher nicht die Reisebüros. Diese werden von den Kreuzfahrtveranstaltern in die Pflicht genommen – Reisen werden abgesagt, Reisebüros erhalten keine Provision, haben nur Arbeit, weil die Veranstalter alle Rückabwicklungen auf sie abwälzen. Was Anbieter nicht davon abhält, neue Reisen aufzulegen, von denen viele schnell wieder abgesagt werden. Überall ist von einer Pleitewelle bei Reisebüros zu lesen. Ihnen werden staatliche Hilfen zugesichert, viele bekommen sie auch. So richtig unterstützt werden aber die großen Veranstalter – und auch Reedereien und Werften.

Aber diese sind ja auch so richtig hilfsbedürftig – sie sind schließlich verwöhnt, und haben in den Jahren vor Corona alljährlich nicht Millionen-, sondern alljährlich Milliardengewinne eingesammelt.

Corona scheint zwar stillgelegte Schiffe und Bilanzverluste zu bringen, aber einhergehend mit einem Geldsegen, der nie zu versiegen scheint, zumindest nicht für die Beteiligten, die sich in den Konzernspitzen tummeln. Wie ist es denn sonst erklärbar, dass im allgemeinen Krisengedonner der Touristik die großen Reedereien jetzt erstaunlich hohe Gehälter der Vorstände melden. Bei Royal Caribbean wird an den Chef Richard Fain für 2020 – wohlgemerkt im Corona-Krisen-Jahr – ein Gehalt von 12 Millionen US-Dollar ausgeschüttet; und wichtig, es wird gemeldet, dass er Verzicht geleistet habe, das sei nur die Hälfte dessen, was ihm zustehen würde. Seine beiden anderen Vorstandsmitglieder haben immerhin 5,6 bzw. und 4,7 Millionen US-Dollar verdient. Carnival meldet, dass Vorstand Arnold Donald 11 Millionen US-Dollar erhalten haben – und Norwegian Cruise Lines Vorstand Frank Del Rio begnügt sich mit „nur“ 36,4 Millionen US-Dollar als Jahreseinkommen 2020.

Gut, dass es manchen so glänzend geht. Die Frage erübrigt sich, ob all diejenigen Crewmitglieder, die nach Hause wohin auch immer auf der Welt gebracht wurden, auch eine glänzende Belohnung für ein Jahr ohne Kreuzfahrten erhalten haben. Und ebenso erübrigt sich ein Nachdenken darüber, ob die Reisebüros, die 2020 nur die Stornos der Reedereien abwickeln mussten, auch irgendwann eine tolle Ausschüttung erhalten.

Schade, dass es nur denjenigen, die es wirklich nicht nötig haben, so glänzend geht. Die Taschen sind bei manchen sehr voll – und die Corona-Krise ist geeignet dafür, dass bei genau denjenigen die Taschen noch voller werden.

Bernhard Jans
26. April 2021

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Falsch-Spieler? So kann man der Kreuzfahrt schaden …

Unglaublich – die selbst gesetzten Sicherheitsbestimmungen nicht umsetzen, die von den Behörden geforderten und mit diesen abgestimmten Regelungen nicht einhalten, und dann noch Corona-Fälle an Bord vertuschen. Was Hurtigruten da in Norwegen geleistet hat, schadet nicht nur der Kreuzfahrt-Industrie, sondern dem Tourismus insgesamt, und noch mehr all denjenigen, die gerne in absehbarer Zeit wieder auf interessante Reisen gehen möchten.

Sträflich wird hier mit all dem umgegangen, was die Corona-Pandemie erfordert, undf was all diejenigen, die sich nicht zu den Fake-News-Theoretikern, Wirklichkeits-Ignoranten und Verschwörungs-Theoretikern zählen, als Selbstverständlichkeit im verantwortungsvollen Umgang miteinander angesehen wird. Leidtragende sind jetzt als erste die Passagiere von TUI Cruises, die sich aufmachen wollten auf eine Panoramafahrt nach Norwegen, entlang der Küsten und in die Fjorde hinein, ohne Landgänge – egal, wie man eine solche Fahrt bewerten mag. Norwegen hat die Reißleine gezogen; nicht nur die Häfen sind für Landgänge geschlossen, sondern sogar die norwegischen Hoheitsgebiete sind jetzt für Kreuzfahrtschiffe gesperrt. Näher wie zwölf Meilen darf kein Kreuzfahrtschiff mehr der norwegischen Küste kommen.

Norwegen hatte gerade erst mit einer vorsichtigen Öffnung für den Tourismus begonnen. Kreuzfahrten von TUI Cruises und AIDA sollten zunächst entlang der norwegischen Küste auf Sight-Seeing gehen; beide Anbieter rechneten schon fest damit, dass bald wieder Häfen angelaufen werden können, in denen man zumindest organisierte Landausflüge anbieten kann. Alles dahin. Wie lange nun diese Sperre gilt, das wird sich zeigen. Jetzt schippern die Schiffe von TUI Cruises erst einmal alternativ über die Ostsee, mit einigen Küstenfahrten in Schweden durch die Schären vor Stockholm und in der Nähe der finnischen Werften um Turku. Die Panoramafahrt hat die Kulisse geändert.

Weit tragischer ist, dass der Neustart der Kreuzfahrt gleich durch den ersten Anbieter, die diese unternommen haben, so gründlich auf die falsche Spur geführt wurde – und nunmehr all die guten Absichten und Programme, die von den Kreuzfahrtanbietern verkündet und geplant sind, mit einer gehörigen Portion Misstrauen bei den Behörden, die für die Zulassung zuständig sind, „versüßt“ wurden.

So bleibt abzuwarten, wie lange Italien noch zögern wird, bis für die unter italienischer Flagge laufenden Schiffe von AIDA, Costa und MSC die Freigabe für die Wiederaufnahme der Reisen erhalten. Im Norden wird abzuwarten sein, wie es dort mit den Freigaben der Hoheitsgewässer und Häfen weitergeht. Und im Süden am Mittelmeer, wo Griechenland einige Häfen wieder freigegeben hat, wird es noch spannender sein, da hier auch Landgänge möglich sein werden.

Für diejenigen Kreuzfahrtanbieter, die schon unterwegs sind bzw. bald starten wollen, wird es wohl heißen, dass die Reisen weit mehr „auf See“ verlaufen werden. Der „Neustart“ wird sich beweisen am Umgang der Reedereien mit dem Thema Corona. Ganz vermeiden lassen wird sich das Thema Corona nirgendwo, auch nicht an Bord von Kreuzfahrtschiffen, wie die Meldungen über Corona-Fälle in der Crew bei so ziemlich allen Anbietern gezeigt hat. Ob man allerdings in ein paar Wochen noch von einem „Neustart“ oder von „Fahrten ins Aus“ sprechen wird, muss sich noch zeigen.

Bernhard Jans
08. August 2020

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Kreuzfahrt ins Risiko

Weltweit keinerlei Anzeichen zur Abschwächung der Corona-Pandemie, und doch haben die ersten Reedereien ihren „Neu-Start“ angekündigt – motiviert aus ihrer wirtschaftlichen Situation heraus, und für den Verkauf garniert mit vielen Absichtserklärungen, wie der Virus vom Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff fern gehalten werden soll.

Ein Blick auf die 10-Punkte-Programme, mit denen Sicherheit suggeriert wird, zeigt für jeden offensichtlich, wie hilflos und vordergründig diese Versuche sind, das Problem in Griff zu bekommen. Trotz Temperaturmessung lässt sich wohl kaum vermeiden, dass nicht irgendein Passagier die Infektion mit an Bord bringt.

Weder durch formale Abstandsregeln, neue Sitzordnungen, Service am Buffet oder Reduzierung von Personen in Bars, Restaurants oder im Wellnessbereich lässt sich vermeiden, dass sich Treffpunkte bilden, an denen sich mehrere Menschen aufhalten werden. Räumliche Nähe ist auf einem Kreuzfahrtschiff unvermeidlich selbst für diejenigen, die sich primär nur in ihrer Kabine aufhalten wollen.

Ein solcher „Neu-Start“ inmitten einer Pandemie, in der zwar die Infektionszahlen im nationalen Bereich abklingen, die Neuinfektionen aber immer signalisieren, dass es dort Probleme gibt, wo sich mehrere Menschen auf begrenztem Raum aufhalten, ist ein Start ins Risiko – ein Risiko für den Passagier ebenso wie für den Anbieter. Der Passagier kann eine Corona-Infektion mitbringen; der Anbieter kann mit einer Corona-Infektion an Bord konfrontiert sein. Für beide, Passagier wie Anbieter, kann dies das „Aus“ bedeuten.

Bernhard Jans
21. Juli 2020

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