Einen der „großen“ Anbieter hatte es ja schon getroffen, die Insolenz – die zu Royal Caribbean gehörende spanische Marke Pullmantur, deren drei Schiffe bereits zur Verschrottung in die Türkei unterwegs sind. „Nur“ Schiffe abgeben wird Costa – auch da steht das erste Schiff schon zur Verschrottung an, zwei sollen angeblich nach China gehen, und ein weiteres wurde vor wenigen Tagen an einen englischen Anbieter, South Quay Travel & Leisure Limited (SQTL), unterwegs als Cruise & Maritime Voyages, verkauft.

Just diesen Anbieter hat die Corona-Pandemie nun erwischt – er meldet Insolvenz an. Bedauerlich für den Anbieter und den englischen Markt, aber auch für das Kreuzfahrtenangebot in Deutschland, gehört doch „Transocean“, einer der wenigen noch am Markt befindlichen kleinen Anbieter, zu CMV. Also auch Insolvenz für Transocean.

Viele werden anmerken, dass damit endlich wieder einige Schiffe mehr von den Weltmeeren verschwinden könnten, dazu noch die älteren, nicht sonderlich umweltfreundlichen Modelle. Sie mögen recht haben, verkennen jedoch, dass damit der Tourismus, speziell die Kreuzfahrten, noch weiter von dem wegkommen, was einst einmal konstitutives Merkmal des Reisens war – Land und Leute entdecken.

Gerade die kleinen Anbieter sorgen mit ihren Schiffen für ungewöhnliche, spannende Reisen. Sie „liefern“ an den Zielen nicht Menschenmengen an, sondern wenige Besucher, und beeinflussen so örtliche oder regionale Lebensbedingungen weit weniger als die großen Schiffe oder auch riesige Hotelanlagen an Land. Sie ermöglichen mehr ursprüngliche Erlebnisse – und überfrachten nicht jegliches Ziel mit dem „Schrecken“ des Massentourismus. Abgesehen davon – gut dass es diesen gibt, sonst könnten „kleine“ Anbieter und „kleine“ Ziele nicht überleben …

Kleine Anbieter entzerren den Markt, bieten mehr das Besondere. Bedauerlich, wenn in einer Situation wie der Corona-Pandemie die großen Anbieter mit ihrer Marktmacht weit mehr Überlebens-Strategien entfalten, sich neu organisieren und vielleicht gar stärken und neu aufstellen können – und die kleinen Anbieter verschwinden. Das Kreuzfahrtenangebot wird sich weiter in Richtung Masse verschieben und verarmen. Auch das ist Schrott.

Bernhard Jans
21. Juli 2020

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